Vor vielen Jahren besuchte ich einmal in einer Bildungsstätte einen Kurs, dessen Titel verheißungsvoll klang: Kreatives Schreiben. Das war das erste Mal, dass ich mit diesem Thema in Berührung kam - und, ehrlich, es war ein "Erweckungs-Erlebnis". Ein paar Monate später ließ ich mich dann in einem Jahreskurs am iks in Berlin als Poesiepädagogin/Anleiterin von kreativen Schreibwerkstätten ausbilden. Mit dem Blick zurück komplettiert diese Weiterbildung mein vorausgehendes Studium der allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaft, weil es Schreiben & Texte von einer sehr praktischen, persönlichen Seite aus betrachtete.
Seit 2003 veranstalte ich Kurse im kreativen Schreiben - mal als Wochentermin, als Schreibtag oder -wochenende und sogar als einwöchige Urlaubsformate. Bei Bildungsträgern oder auch selbst organisiert. Und auch wenn ich schon über 20 Jahre damit freiberuflich unterwegs bin, verzaubert mich die Arbeit mit ganz unterschiedlichen Menschen und ihren Schreibideen stets aufs Neue.
Kurz geantwortet: Schreiben! Also keine langen Vorstellungsrunden, keine nie enden wollenden Theorie- und Absprachenrunden, bis du endlich beginnst, sondern du legst (fast) sofort los. Dieses erste spontane Schreiben dient dazu, um in eine produktive Stimmung zu kommen - eine Art Aufwärmen also. Impulse dazu gibt es von mir. Das kann ein Wort sein, ein Gegenstand oder auch ein Bild. Diese erste Phase im Schreiben ist so wunderbar, weil sie einfach nur dazu dient, mit Spaß ins Tun zu kommen und erste Ideen für die Weiterarbeit festzuhalten.
Kreatives Schreiben bietet verschiedene Methoden, von denen du vielleicht schon einige kennst und nutzt: Text nach Cluster, freies Schreiben, ABCdarium - um nur einige alte Bekannte zu nennen. Dank meiner Erfahrung aus unzähligen kurzen, längeren und langen Schreibwerkstätten konzipiere ich inzwischen auch eigene Zugänge/Impulse, um Menschen ins Schreiben zu geleiten.
Bist du ein Mensch, der gern (und schnell) fertige Ergebnisse sieht? Nun, dann musst du etwas umdenken, denn im kreativen Schreiben fokussieren wir den Prozess, weniger das Produkt (- obwohl das im weiteren Verlauf natürlich eine Rolle spielt.) Der Weg geht von der Ideenfindung über die Sichtung hin zur Auswahl: Welche der Ideen und Motive nimmst du mit in die weitere Arbeit? Erste Texte entstehen, werden vorgelesen und in der Gruppe im Hinblick auf ihr Potenzial betrachtet.
Dann geht's weiter mit der Arbeit, neue Ideen kommen hinzu, werden gesichtet, ausgewählt und gestaltet usw. usw. Auf deinem Weg probierst du unterschiedliche Textgattungen aus, übst dich in verschiedenen Schreibstilen, sammelst Wörter, die du für später zwischenlagerst, erweiterst je nach Bedarf deine Schreibtechnik. Du merkst schon: Die nähere Beschäftigung mit dem Schreibprozess bietet sich für einen eigenen Blog-Beitrag an. Den wirst du zu gegebener Zeit an dieser Stelle finden, ein bisschen Geduld, bitte!
Was ich mag an meiner Arbeit mit schreibenden Menschen in der Werkstatt ist das Wechselspiel zwischen Chaos und Ordnung, Spaß und kreativem Frust, loslegen und in die Irre gehen - und dann wieder zurückfinden, Feinschliff und/oder Papierkorb. Kurz: Die überraschende Dynamik, die entsteht, wenn unterschiedliche Menschen in der Gruppe schreiben, einander Feedback geben und sich gegenseitig inspirieren.
Die Antwort auf die Frage für diesen Abschnitt nach dem Zweck, kreativ zu schreiben, ist einfach:
Es gibt Schreibwerkstätten, da hört die Arbeit am Text mit dem Vorlesen auf. Texte werden nur gehört, nicht besprochen oder gar kommentiert. Das kann man so machen - ich mache es anders. Geleitete Textarbeitsrunden gehören zu meinem Repertoire in jeder Werkstatt, natürlich immer angepasst an die Erfahrungen mit Schreiben & Texten, die eine Gruppe so mitbringt.
Hier geht es dann aber eher um das, was gelungen ist, Potenzial hat, ausbaufähig ist. Das "Negative" erledigt sich in der weiteren Arbeit sehr häufig von allein, weil es im Fortschreiten "hintenrüberfällt", also keinen Bestand hat. Indem du Kriterien entwickelst für das Feedback an andere Schreibende, baust du in kleinen Schritten dein Schreibwissen auf - und das kommt dir wieder bei deinem eigenen Schreiben zugute.
Dieser durchaus etwas abfällige Kommentar war in früheren Jahren aus akademischen oder auch professionellen Schreibmetiers gelegentlich zu hören. Inzwischen gibt es Lehrstühle für kreatives Schreiben, Ratgeber und zunehmend auch Bücher von "echten" Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die über die Entwicklung ihres Schreibens berichten, zum Mitschreiben anregen oder sich während der Überarbeitung eines ihrer Texte über die Schulter blicken lassen. - Eine vielversprechende Entwicklung möchte man meinen!
Wenn du einen Blog-Beitrag wie diesen über kreatives Schreiben bis hierher gelesen hast, bist du wahrscheinlich genau die richtige Person, um eine Schreibwerkstatt auszuprobieren. Bei mir bist du herzlich willkommen - oder du suchst dir ein Angebot in deiner Nähe.
Viel Spaß beim Schreiben!
Dieser Blog ist mein Schreib-Projekt ab 2025. Ich mag es gern, mein Wissen übers Schreiben in Schreibwerkstätten und Beratungen weiterzugeben. Nach über 20 Jahren Erfahrung habe ich viel zu berichten.
Die ersten Beiträge sind am Start. - Viel Spaß!